(Kleinigkeiten aktualisiert am 05.03.2016)
(Größere Anpassungen am 07.11.2023)
Nun wird es Zeit, ein paar konkrete Worte über das Einstellen einer optimalen Heizkurve zu verlieren. Ich habe ja schon in vergangenen Blogeinträgen angedeutet, dass hier noch ein gewisses Einsparpotential existiert. Das LAN-Modul ISM7i bzw. WolfLink hat mir beim Beobachten und Anpassen gute Dienste geleistet. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich jedoch auch direkt mit dem Bedienmodul BM2 anwenden, da es im Grunde nur wenige Parameter sind, welche die Heizkurve beeinflussen.
Die wichtige Rolle der Raumthermostate
Wie bei vermutlich den meisten Besitzern ist unser Bedienmodul BM2 nicht als Raumregler mit Temperaturüberwachung installiert, sondern sitzt direkt in der Therme. Stattdessen hat bei unserer Fußbodenheizung jeder Raum einen eigenen elektronischen Raumthermostat zum Ansteuern der Ventile der Heizkreise. Wichtig bei der Wolf-Therme ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass sämtliche Parameter, die sich mit der Raumtemperatur befassen, bei dieser BM2-Betriebsart ohne Funktion sind. Dazu gehören insbesondere die Parameter
- Tagtemperatur in °C
- Raumeinfluss ein/aus
- A00 Raumeinflussfaktor in K
- A11 Raumtemperaturabhängige Abschaltung
Solange das BM2 in der Therme steckt, kann man hier einstellen was man will – es bleibt ohne Wirkung. Vor allem beim Parameter Tagtemperatur ist das besonders wichtig zu erwähnen – er hat keinen Einfluß auf die Heizkurve. Dies ist bei anderen Herstellern wie Buderus oder Weishaupt durchaus anders.
Ich empfehle dringend zu beachten, dass es im Gesamtsystem immer offene Heizkreise gibt. Bei einer Fußbodenheizung heißt das, dass immer einige Ventile im Heizkreisverteiler ganz geöffnet sind. Die ist dann gewährleistet, wenn die zugehörigen Raumthermostate ganz hoch gestellt sind, also z.B. auf 25°C oder höher. Hat man statt einer Fußbodenheizung normale Heizkörper, so ist entsprechend darauf zu achten, dass einige ihrer Thermostate ganz aufgedreht sind (z.B. auf Stufe 5).
Auch mein Heizungsbauer, der die Therme wartet, empfiehlt dies ausdrücklich, wenn auch aus anderen Gründen: So ist gewährleistet, dass die Heizkreispumpe nicht gegen eine Armada geschlossener Ventile anarbeiten muss, was ihrer Lebensdauer nicht zuträglich ist.
Keine Angst, das soll jetzt nicht zu einer Überheizung von Räumen und mehr Gasverbrauch führen – im Gegenteil. Wir gewährleisten damit, dass die Heiztherme ihre erzeugte Wärme immer los wird. Und wir vermeiden damit gleichzeitig, dass die elektronische Steuerung der Therme und die Raumthermostate gegeneinander an arbeiten.
Das Verfahren funktioniert wie folgt: Man identifiziert einen oder mehrere sogenannte Referenzräume im Haus. Dieses sollten die Räume sein, die am wärmsten sein sollen. In der Regel sind dies das Wohnzimmer und die Bäder. Hier dreht man die Thermostate voll auf. Wird es nun in diesen Räumen zu warm, so ist dies ein Zeichen, dass die Heizung zu viel Wärme produziert, also die Heizkurve zu hoch eingestellt ist. Man kann nun die Heizkurve und damit die gefahrenen Vorlauftemperaturen nach und nach immer weiter absenken, solange in allen Referenzräumen immer noch die gewünschte Temperatur erreicht wird. Sobald es in einem der Referenzräume nicht mehr genügend warm wird, stoppt man diesen Prozess. Nun hat man die Gewähr, dass die Heiztherme nie überschüssige Wärme produziert, die eigentlich gar nicht benötigt wird und nur dazu führt, dass die Raumthermostate andauernd abriegeln und die Therme in die Taktsperre geht. Wir vermeiden damit außerdem den ungünstigen Fall, dass die Therme nach einer Taktsperre neu anspringt und sofort wieder ausgeht, weil zufällig gerade alle Heizkreise geschlossen sind und keine Wärme aufnehmen können. Wir erreichen so möglichst lange Brennerphasen mit möglichst geringer Modulation.
Nun kann man die Raumthermostate wieder auf die gewünschten Werte herunter regeln, z.B. auf 18°C in den Schlafräumen, 20-21°C in denWohnräumen usw. Ich persönlich empfehle aber, immer einen oder mehrere Heizkreise der wärmsten Räume offen zu halten – also dort das Thermostat voll hoch zu drehen. Bei uns ist dies z.B. im Wohnzimmer und WC der Fall. Die erreichte Temperatur dann am besten mit einem genau gehenden Zimmerthermometer im Auge behalten. Auf diese Weise hat man dauerhaft die Gewähr, dass die Therme nicht gegen sämtlich geschlossene Heizkreise ankämpft, und man behält auch die Funktion der eingestellten Heizkurve im Blick.
Diese nun optimale Heizkurve passt ausgezeichnet mit der nachts durchlaufenden Heizung (dauerhafter Heizbetrieb) zusammen, da sie keine Reserven aufweisen muss, um ausgekühlte Räume wieder hoch zu heizen. Je nach Wohnverhalten, Wetter und weiterer Ausstattung (Kochen, Geräte, Sonne, Außenjalousien, Wohnraumbelüftung) gibt es natürlich weiterhin gewissen Temperaturschwankungen im Haus (typischerweise ist es morgens etwas kühler, abends am wärmsten), aber man sollte im Mittel immer auf die gewünschte Raumtemperatur kommen – sonst ist die Heizkurve etwas zu niedrig justiert.
Noch ein paar Worte zu Heizkurven
Darüber, wie man Heizkurven justiert, findet man einige Informationen in den Gebrauchsanleitungen der Hersteller und auch im Internet. Kurz gesagt geht es
- entweder um Parallelverschiebungen der Heizkurve, falls es unabhängig von der Außentemperatur immer zu warm oder zu kalt im Haus ist.
- oder um Änderung der Steilheit der Heizkurve, falls es nur bei milden oder nur bei kalten Außentemperaturen zu warm oder zu kalt im Haus ist.
Grundsätzlich wird die Heizkurve bei Wolf durch vier Parameter bestimmt (in Klammern habe ich meine momentan eingestellten Werte geschrieben):
- Startpunkt Heizkurve (12°C)
- Sockeltemperatur Heizkurve (28°C)
- Normaußentemperatur Heizkurve (-20°C)
- Vorlauftemperatur Heizkurve (40°C)
Die Heizkurve kann man näherungsweise als Gerade betrachten, deren Lage und Steilheit durch zwei Punkte definiert wird:
- P1 (X1 Startpunkt Heizkurve / Y1 Sockeltemperatur Heizkurve)
- P2 (X2 Normaußentemperatur Heizkurve / Y2 Vorlauftemperatur Heizkurve)
Die Parameter sind etwas verwirrend benannt, aber die Heizkurve ist nichts weiter als eine Funktion, welche zu einer bestimmten Außentemperatur eine passende Vorlauftemperatur benennt. Auf der X-Achse verläuft die Außentemperatur des Außenfühlers und auf der Y-Achse die Vorlauftemperatur der Therme.
Der Punkt P1 (12°C/28°C) legt den Start der ansteigenden Heizkurve fest. Interpretieren kann man dieses Wertepaar folgendermaßen: Wenn es draußen 12°C Grad oder wärmer ist, dann soll das zirkulierende Wasser in der Heizung 28°C haben. Bei Automatikbetrieb gilt dieser Wert bis zu der Außentemperatur, welche Ihr als Sommer-/Winterschwelle für den Heizbetrieb gesetzt habt. Steht diese Schwelle beispielsweise auf 20°C, dann gilt für den Außentemperaturbereich zwischen 12°C und 20°C für den Heizbetrieb eine konstante gewünschte Vorlauftemperatur von 28°C.
Ab 12°C Außentemperatur abwärts fängt nun die eingestellte Steigung der Heizkurve an. Je kälter es draußen wird, desto höher wird die resultierende Vorlauftemperatur, bis schließlich der maximale Höhepunkt P2 erreicht ist. Die Parameter des zweiten Punktes P2 legen einen zweiten Punkt der Heizkurve fest, bei dem es draußen richtig kalt ist – so kalt, dass dies nur in absoluten Extremfällen in Deiner Region vorkommt. Wie man oben sieht, habe ich das Wertepaar -20°C / 40°C eingetragen. Damit habe ich die Steilheit der Heizkurve festgelegt und gleichzeitig der Therme verklickert, dass es dort wo ich wohne nie kälter wie -20°C wird und ich dafür 40°C Vorlauftemperatur brauche. Damit ist gleichzeitig auch ein Maximalwert festgelegt, der für Fußbodenheizungen unkritisch ist – denn so bei 45°C liegt die meist empfohlene Obergrenze – noch wärmer sollte das zirkulierende Heizwasser nicht dauerhaft sein, da die Heizung sonst Schaden nehmen könnte – und man außerdem vermutlich qualmende Füße bekommt.
Zum Schluß noch eine Erklärung für das Wertepaar P1 (12°C/28°C): Ihr fragt Euch vielleicht, warum ich diesen Punkt nicht nahe der So/Wi-Grenze gesetzt habe, also z.B. (20°C/20°C) oder (18°C/22°C). In der Tat habe ich das früher auch gemacht und empfohlen. Allerdings habe ich im Laufe der Jahre dazugelernt, und meine jetzige Empfehlung deckt sich auch in etwa mit denen von Wolf. Was nützt es mir, wenn ich einen unrealistisch niedrigen VL-Wert einstelle, den die Therme mit ihrem niedrigsten Modulationsgrad gar nicht erreichen kann? Die Erfahrung zeigt, dass die Therme in der Übergangszeit eh nicht um das Takten herumkommt. Bei zu niedrigen Sollwerten geht sie aber praktisch sofort wieder aus und man bekommt die Bude nicht ohne deutliche Sollwert-Korrektur nach oben warm. Also kann man das auch gleich dauerhaft in die Heizkurve gießen, indem man einen realistischen Minimalwert von ca. 28°C VL-Temp ansetzt. Dieser reicht bis ca. 12°C Außentemperatur locker aus (da kann man natürlich experimentieren, aber so in etwa stimmt das für neuere Häuser). Nun hat die Therme auch in der Übergangszeit, wenn es draußen zwischen 20°C und 12°C sind, eine reelle Chance, Euer Haus überhaupt warm zu bekommen, ohne dass Ihr beim Sollwert korrigieren müsst. Dafür kann es Euch eventuell passieren, dass der Referenzraum mit dem geöffneten Thermostat zu warm wird. Für diesen Fall müsst Ihr dann wohl oder übel auch dieses Thermostat zeitweise begrenzen und damit die Therme früher in die Taktung zwingen.